Dienstag, 27. Dezember 2016

Der Kuchen namens Maulwurf

Hallo, heute wende ich mich das erste Mal mit einem eigenen Text an euch. Ich habe ihn geschrieben im Rahmen der Schule des Schreibens, bei denen ich seit einem Jahr meine Technik schule, damit ich besser in Formulierungen werde und vielleicht meinen Weg zu einem eigenen Buch verkürzen kann.
Die Aufgabe bestand darin, ein glückliches, oder lustiges Erlebnis meiner Kindheit zu schildern, ich sollte möglichst unterhaltsam schreiben und auch wenn dieses Gerne überhaupt nicht meinen Vorlieben entspricht, hat es sehr Spaß gemacht, diese Geschichte zu schreiben und ich hoffe, sie unterhält euch ebenso gut, wie es meine Dozentin bei der Schule des Schreibens getan hat.

Wer neugierig geworden ist, kann unter folgendem Link mal einen Blick auf die Seite werfen:

http://www.schule-des-schreibens.de/?gclid=Cj0KEQiAv4jDBRCC1IvzqqDnkYYBEiQA89utoqq1w-USxOSLT79O5sseRyhg_UkPVujNadzE-wfTcU0aAmT78P8HAQ




Als es nur noch eine Woche war, bis meine Mutter Geburtstag hatte schlich ich mich eines Abends in das Zimmer meines Bruders. Wir tauschten immer unsere Geschenkideen aus und legten manchmal auch zusammen, wenn einer von uns beiden gerade zu pleite war. Wir beichteten uns gegenseitig, dass wir beide noch nichts hatten und verzweifelten, weil wir,  auch wenn wir zusammenlegten, nichts Besseres finden konnten, als einen Schlüsselanhänger. Mein Bruder, damals gerade dreizehn Jahre alt geworden, half meiner Mutter besonders gerne beim Kochen. Also beschlossen wir, ihr einen Kuchen zu backen.
Wir konnten unsere Freude nicht verbergen als wir erfuhren, dass unsere Eltern an Mamas Geburtstag zu einer Hochzeit eingeladen waren. Bis vier Uhr am Nachmittag hatten wir also das Haus für uns allein. Erst dann würde eine kleine Runde von Gästen kommen.
 Am einundzwanzigsten Juli standen wir früh auf, krochen in das große Bett unserer Eltern und gratulierten unserer Mutter. Sie kuschelte uns glücklich und fragte scheinheilig, ob wir denn etwas Liebes für sie hätten. Wir grinsten uns wissend zu und sagten ihr, dass sie es erst auf ihrer Feier bekommen würde. Sie war verwundert, sagte aber nichts mehr dazu. Sie stand auf und machte sich fertig und in der nächsten halben Stunde waren sie und unser Vater auch schon verschwunden.
Sofort wurden Nils, mein Bruder, und ich hektisch. Wir mussten planen. Da wir fürchterliche Streithähne waren, beschlossen wir, dass wir zuerst schwören mussten, uns nicht anzuschreien. Und wenn jemand einen Auftrag für den anderen hatte, würde er diesen ausführen müssen. Wir schoben gerne dem anderen die Aufgabe zu. Wir machten also aus, dass ich die Küche aufräumen und vorbereiten würde. Da wir uns schon das Rezept aus dem Kochbuch unserer Mutter rausgeschrieben hatten, musste Nils nur mit dem Zettel in der Hand zur anderen Straßenseite unserer kleinen Stadt laufen und dort im Rewe die restlichen Zutaten kaufen. Er war so schnell wieder da, dass ich gerade die Zeit dazu hatte, die Spüle leer zu räumen, alle Gefäße auf dem Tisch zu sammeln und den Ofen vorzuheizen.
Wir bereiteten den Teig zu, füllten ihn in die Form ab und schoben ihn in den Ofen. Zufrieden die Rührstäbe ableckend stellten wir eine Eieruhr. Danach hatten wir eine kurze Pause und setzten uns auf die zwei großen, braunen Sessel vor den Fernseher und guckten zusammen die neusten Folgen von Spongebob Schwammkopf. Als die Eieruhr klingelte, sah ich zu meinem Bruder.
„Der Kuchen muss noch mal zehn Minuten backen“, sagte ich ihm, „kannst du die Eieruhr noch mal auf zehn Minuten stellen?“,
Seufzend, aber unserem Versprechen folgend, rannte mein Bruder in die Küche und stellte die Eieruhr. Schnell wie der Blitz war er wieder bei mir und guckte begierig weiter dem gelben Schwamm bei seinen Abenteuern zu. Leider war mein Bruder nie besonders aufmerksam gewesen, sonst hätte er gemerkt, dass er die Eieruhr nicht auf zehn Minuten, sondern auf eine Stunde gestellt hatte. Als ich stutzig wurde, weil mein Bauchgefühl mir sagte, dass zehn Minuten schon lange vorbei waren, war der Kuchen oben schon verbrannt.
Wir holten ihn aus dem Ofen und sahen auf die Katastrophe nieder.
„Vielleicht kann man das abkratzen. Darunter ist er bestimmt noch gut“, schlug mein naiver Bruder vor. Ich versuchte es, holte ein Küchenmesser und fing an zu schneiden. Die schwarze Kruste löste sich erstaunlich gut. Zu gut, denn irgendwann bröckelte der komplette Boden ab.
„Der ist ja von innen hohl“, schrie ich.
Mein Bruder tunkte einen Finger hinein, der tief im Teig versank. Er zischte auf und schüttelte den verbrannten Finger.
„Und roh ist er auch noch“,
2Was sollten wir damit jetzt anfangen?“,
„Ich weiß was“, sagte mein Bruder, „wir füllen ihn einfach mit Schokolade. Wir haben ja einen Haufen Schokolade, den wir für die Glasur schmelzen wollten. Wir füllen ihn einfach auch hinein“,
„Und damit er nicht ekelhaft schmeckt, kratze ich den rohen Teig raus“,
So machten wir es. Mein Bruder stellte einen großen Topf voll Wasser auf und hängte einen kleineren an den Griffen hinein. Er brach die Schokolade in kleine Stücke und kippte noch zwei Esslöffel Nutella dazu.
„Damit es auch reicht“, erklärte er.
Ich kratzte mit einem Esslöffel die klebrigen Stellen aus dem Kuchen aus und hob ihn endlich aus seiner Form. Als ich ihn auf einen großen Servierteller zum Auskühlen stellen wollte, hörte ich hinter mir ein „Oh nein!,“ und ein lautes Platschen. Ich wollte mich nicht umdrehen, betete, dass nicht das passiert war, was ich vermutete.
Meinem Bruder war der kleine Topf in das Wasserbad gefallen und mehrere Schoko und Nutella-Flocken trieben nun in beiden Töpfen umher.
„Nils, wir haben kein Geld mehr, um noch mehr Schokolade zu kaufen“, schalt ich ihn. Traurig sah er mich an und ich erinnerte mich an unser Versprechen. Tröstend nahm ich ihn in den Arm und sagte ihm, dass es ja ein Unfall gewesen sei. Ich hob den kleinen Topf aus dem Becken und schüttete das Wasser ab. Die flüssige Schokolade kippte ich in die Höhle des Kuchens und wir stellten ihn in den Kühlschrank, damit sie fest wurde. Nachdem die Schokolade hart war, drehten wir den Kuchen um und strichen Nutella auf die Oberseite. Ich war mir sicher, dass es furchtbar schmecken würde, aber Nils betonte, wie super Nutella war und dass er schon immer einen Nutella-Kuchen haben wollte. Skeptisch drückten wir mit den Messern die Glasur fest. Mein Bruder fand ein paar Schokoladenherzen und platzierte sie darauf.
Glücklich, dass wir nun doch etwas hatten, stellten wir unser Werk zurück in den Kühlschrank und holten ihn erst wieder raus, als alle Gäste am Tisch saßen. Stolz wollten wir ihn präsentieren und verkündeten, dass wir es ohne Streit geschafft hatten, einen Kuchen zu backen. Mein Onkel lachte leise und rief „Ach, das ist möglich? Dass ihr nicht streitet und backen könnt?“,
Stolz behaupteten wir, dass wir sogar noch mehr geschafft hätten. Doch als wir unseren tollen Kuchen sahen, waren wir untröstlich. Die Schokolade im inneren hatte das fragile Kunstwerk nicht zusammen gehalten und der Kuchen war eingestürzt. Er sah aus, wie in totes Tier. Während meinem Bruder und mir zum Weinen zumute war, probierten die Gäste höflich unsere Schokoladenbombe. Und sie waren begeistert. Sie liebten den Kuchen, der von uns liebevoll „der überfahrene Maulwurf“ genannt wurde. Noch heute beteuert meine Mutter, dass es der beste Kuchen in ihrem ganzen Leben war, obwohl wir alle wissen, dass nur die Geschichte ihn so köstlich gemacht hat.



http://www.stylish-living.de/wp-content/uploads/2015/06/Nusskuchen-Kupferkanne.jpg

Ich hoffe diese kleine Geschichte konnte euch ein Lächeln auf die Lippen zaubern. 

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