Die Aufgabe bestand darin, ein glückliches, oder lustiges Erlebnis meiner Kindheit zu schildern, ich sollte möglichst unterhaltsam schreiben und auch wenn dieses Gerne überhaupt nicht meinen Vorlieben entspricht, hat es sehr Spaß gemacht, diese Geschichte zu schreiben und ich hoffe, sie unterhält euch ebenso gut, wie es meine Dozentin bei der Schule des Schreibens getan hat.
Wer neugierig geworden ist, kann unter folgendem Link mal einen Blick auf die Seite werfen:
http://www.schule-des-schreibens.de/?gclid=Cj0KEQiAv4jDBRCC1IvzqqDnkYYBEiQA89utoqq1w-USxOSLT79O5sseRyhg_UkPVujNadzE-wfTcU0aAmT78P8HAQ
Als es nur
noch eine Woche war, bis meine Mutter Geburtstag hatte schlich ich mich eines
Abends in das Zimmer meines Bruders. Wir tauschten immer unsere Geschenkideen
aus und legten manchmal auch zusammen, wenn einer von uns beiden gerade zu
pleite war. Wir beichteten uns gegenseitig, dass wir beide noch nichts hatten
und verzweifelten, weil wir, auch wenn wir zusammenlegten, nichts
Besseres finden konnten, als einen Schlüsselanhänger. Mein Bruder, damals
gerade dreizehn Jahre alt geworden, half meiner Mutter besonders gerne beim
Kochen. Also beschlossen wir, ihr einen Kuchen zu backen.
Wir konnten
unsere Freude nicht verbergen als wir erfuhren, dass unsere Eltern an Mamas
Geburtstag zu einer Hochzeit eingeladen waren. Bis vier Uhr am Nachmittag hatten
wir also das Haus für uns allein. Erst dann würde eine kleine Runde von Gästen
kommen.
Am einundzwanzigsten Juli standen wir früh
auf, krochen in das große Bett unserer Eltern und gratulierten unserer Mutter.
Sie kuschelte uns glücklich und fragte scheinheilig, ob wir denn etwas Liebes
für sie hätten. Wir grinsten uns wissend zu und sagten ihr, dass sie es erst
auf ihrer Feier bekommen würde. Sie war verwundert, sagte aber nichts mehr
dazu. Sie stand auf und machte sich fertig und in der nächsten halben Stunde
waren sie und unser Vater auch schon verschwunden.
Sofort
wurden Nils, mein Bruder, und ich hektisch. Wir mussten planen. Da wir
fürchterliche Streithähne waren, beschlossen wir, dass wir zuerst schwören
mussten, uns nicht anzuschreien. Und wenn jemand einen Auftrag für den anderen
hatte, würde er diesen ausführen müssen. Wir schoben gerne dem anderen die
Aufgabe zu. Wir machten also aus, dass ich die Küche aufräumen und vorbereiten
würde. Da wir uns schon das Rezept aus dem Kochbuch unserer Mutter
rausgeschrieben hatten, musste Nils nur mit dem Zettel in der Hand zur anderen
Straßenseite unserer kleinen Stadt laufen und dort im Rewe die restlichen
Zutaten kaufen. Er war so schnell wieder da, dass ich gerade die Zeit dazu
hatte, die Spüle leer zu räumen, alle Gefäße auf dem Tisch zu sammeln und den
Ofen vorzuheizen.
Wir
bereiteten den Teig zu, füllten ihn in die Form ab und schoben ihn in den Ofen.
Zufrieden die Rührstäbe ableckend stellten wir eine Eieruhr. Danach hatten wir
eine kurze Pause und setzten uns auf die zwei großen, braunen Sessel vor den
Fernseher und guckten zusammen die neusten Folgen von Spongebob Schwammkopf.
Als die Eieruhr klingelte, sah ich zu meinem Bruder.
„Der Kuchen
muss noch mal zehn Minuten backen“, sagte ich ihm, „kannst du die Eieruhr noch
mal auf zehn Minuten stellen?“,
Seufzend,
aber unserem Versprechen folgend, rannte mein Bruder in die Küche und stellte
die Eieruhr. Schnell wie der Blitz war er wieder bei mir und guckte begierig
weiter dem gelben Schwamm bei seinen Abenteuern zu. Leider war mein Bruder nie
besonders aufmerksam gewesen, sonst hätte er gemerkt, dass er die Eieruhr nicht
auf zehn Minuten, sondern auf eine Stunde gestellt hatte. Als ich stutzig
wurde, weil mein Bauchgefühl mir sagte, dass zehn Minuten schon lange vorbei
waren, war der Kuchen oben schon verbrannt.
Wir holten
ihn aus dem Ofen und sahen auf die Katastrophe nieder.
„Vielleicht
kann man das abkratzen. Darunter ist er bestimmt noch gut“, schlug mein naiver
Bruder vor. Ich versuchte es, holte ein Küchenmesser und fing an zu schneiden.
Die schwarze Kruste löste sich erstaunlich gut. Zu gut, denn irgendwann
bröckelte der komplette Boden ab.
„Der ist ja
von innen hohl“, schrie ich.
Mein Bruder
tunkte einen Finger hinein, der tief im Teig versank. Er zischte auf und
schüttelte den verbrannten Finger.
„Und roh ist
er auch noch“,
2Was sollten
wir damit jetzt anfangen?“,
„Ich weiß
was“, sagte mein Bruder, „wir füllen ihn einfach mit Schokolade. Wir haben ja
einen Haufen Schokolade, den wir für die Glasur schmelzen wollten. Wir füllen
ihn einfach auch hinein“,
„Und damit
er nicht ekelhaft schmeckt, kratze ich den rohen Teig raus“,
So machten
wir es. Mein Bruder stellte einen großen Topf voll Wasser auf und hängte einen
kleineren an den Griffen hinein. Er brach die Schokolade in kleine Stücke und
kippte noch zwei Esslöffel Nutella dazu.
„Damit es
auch reicht“, erklärte er.
Ich kratzte
mit einem Esslöffel die klebrigen Stellen aus dem Kuchen aus und hob ihn
endlich aus seiner Form. Als ich ihn auf einen großen Servierteller zum
Auskühlen stellen wollte, hörte ich hinter mir ein „Oh nein!,“ und ein lautes
Platschen. Ich wollte mich nicht umdrehen, betete, dass nicht das passiert war,
was ich vermutete.
Meinem
Bruder war der kleine Topf in das Wasserbad gefallen und mehrere Schoko und
Nutella-Flocken trieben nun in beiden Töpfen umher.
„Nils, wir
haben kein Geld mehr, um noch mehr Schokolade zu kaufen“, schalt ich ihn.
Traurig sah er mich an und ich erinnerte mich an unser Versprechen. Tröstend
nahm ich ihn in den Arm und sagte ihm, dass es ja ein Unfall gewesen sei. Ich
hob den kleinen Topf aus dem Becken und schüttete das Wasser ab. Die flüssige
Schokolade kippte ich in die Höhle des Kuchens und wir stellten ihn in den
Kühlschrank, damit sie fest wurde. Nachdem die Schokolade hart war, drehten wir
den Kuchen um und strichen Nutella auf die Oberseite. Ich war mir sicher, dass
es furchtbar schmecken würde, aber Nils betonte, wie super Nutella war und dass
er schon immer einen Nutella-Kuchen haben wollte. Skeptisch drückten wir mit
den Messern die Glasur fest. Mein Bruder fand ein paar Schokoladenherzen und
platzierte sie darauf.
Glücklich,
dass wir nun doch etwas hatten, stellten wir unser Werk zurück in den
Kühlschrank und holten ihn erst wieder raus, als alle Gäste am Tisch saßen.
Stolz wollten wir ihn präsentieren und verkündeten, dass wir es ohne Streit
geschafft hatten, einen Kuchen zu backen. Mein Onkel lachte leise und rief
„Ach, das ist möglich? Dass ihr nicht streitet und backen könnt?“,
Stolz behaupteten
wir, dass wir sogar noch mehr geschafft hätten. Doch als wir unseren tollen
Kuchen sahen, waren wir untröstlich. Die Schokolade im inneren hatte das
fragile Kunstwerk nicht zusammen gehalten und der Kuchen war eingestürzt. Er
sah aus, wie in totes Tier. Während meinem Bruder und mir zum Weinen zumute
war, probierten die Gäste höflich unsere Schokoladenbombe. Und sie waren
begeistert. Sie liebten den Kuchen, der von uns liebevoll „der überfahrene
Maulwurf“ genannt wurde. Noch heute beteuert meine Mutter, dass es der beste
Kuchen in ihrem ganzen Leben war, obwohl wir alle wissen, dass nur die
Geschichte ihn so köstlich gemacht hat.
http://www.stylish-living.de/wp-content/uploads/2015/06/Nusskuchen-Kupferkanne.jpg |